Meine Geschichte


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Posted by Charlotte aus Hessen on July 24, 1998 at 20:28:08:

Bevor ich nun zu meinem letzten Aufsatz hier komme, muß ich ganz schnell allen die mir hier geschrieben haben, nochmals recht herzlich danken. Yin ist ein Mädchen!! und ein Schätzchen dazu!! und das Knuddeln ist nur aufgeschoben , versprochen, Yin?
Biggy und Sir, wenn ihr beide noch ein wenig über mich wachen wollt, wär´s schon schön. Ganz ehrlich der Sir, hat so etwas ritterliches, das gefällt mir schon; biggy muß Dir da recht geben. Und Sir, wenn Probleme bestehen, merkt man auch daß man hautnah lebt. An und für sich doch wunderschön? Man kann etwas tun und kann etwas beeinflusssen.
Aerin, bin mal gespannt, wann Du so richtig aus Dir heraus gehst. Ich täusch mich selten, Du bist bestimmt eine Interessante und hier absolut steigerungsfähig .
Und Richard mit Dir möchte ich mal wieder so recht vergnügt lachen. Vielleicht, wenn Du Deinen nächsten Vortrag im Alten-Heim der Grauen Lotte hältst. Übrigens ich hab ihr Grüße von Dir ausgerichtet und auch durchblicken, daß Du m i r geschrieben hast. Sie wurde ganz aufgeregt und wollte natürlich sofort den Brief sehen. Den hab ihn ihr allerdings nicht gezeigt, nee nee!. Weißt Du, es nieselte etwas an dem Tag und sie hatte ihren neuen Schirm dabei.........

So nun also, marc sagt ich soll sagen: "bräk!" , dann wüßten alle, daß es jetzt etwas ernsthafter wird. Also es kommt jetzt ein bräk
und nach der Werbepause......:


Meine Geschichte.

Es war ganz am Anfang unserer Ehe. Der Krieg hatte uns alle noch fest im Griff.
Ich bekam unsere erste Tochter. Ein fröhliches, liebevolles, anschmiegsames
Kind. Mein Mann und ich liebten sie über alles. Ihr Lachen erfüllte unser Leben und ihr könnt euch sicher vorstellen wie nah wir drei uns damals waren.
Der Krieg war Jahre vorbei, das Leben begann sich zu normalisieren. Unsere Tochter verunglückte tödlich. Dies geschah und es gab keine Chance. Wir beide haben sehr gelitten.
Das Leben ging weiter, unsere späteren Kinder, deren Enkel und Urenkel -
den Marc - kennt ihr ja schon machen uns viel Freude. Ganz vergessen haben wir unser erstes Kind nie.

Und da war dann der Traum. Es war wohl so Ende der 80-ziger Jahre. Mein Mann lebte noch. Und es ging ihm soweit auch noch recht gut. Ich muß mich so im Zustand zwischen Schlafen und dämmernden Aufwachen befunden haben. So das einem Träume wie Wachsein und umgekehrt vorkommen. Geträumte Wirklichkeit auf einer fast realen Bewußtseinsebene.

Ich sah ein farbiges Mädchen in einer ärmlichen, fast lichtlosen Hütte. Es sah unverwandt auf mich. Aus großen und wie mir schien unendlich
hoffnungslosen Augen. Hervorstehende Knochen, aufgedunsenen Bauch, übergroße Augen. Irgendwo entfernt wimmerte ein Kind. Ich weiß heute nicht warum , nur ich spürte plötzlich, sie war es, nur sie konnte es sein.

Es wurde still in mir und es wurde Gewißheit. Sie wollte mir etwas sagen. Und ich meinte: "hilf mir doch, hilf mir und meinem kleinen Bruder! " zu hören. Ich bemerkte ihr Grübchen, daß wir beide an ihr so sehr liebten und spürte, wie ihre dünnen Ärmchen sich ganz lieb und vertrauensvoll um meinen Hals schlangen. Der Tag, die Zeit , das Lebensgefühl und mit ihr die fröhliche Zeit von damals waren wieder da.

Ich wachte auf. Ich weinte, unvorstellbare Sehnsucht, hilflos im Aufwachen.....
Mein Mann verstand damals nicht gleich, was mit mir war: Aber er verstand es, mich nach und nach zu trösten. Wir haben beide dann später nach einem Weg gesucht, dies Erlebnis und meine direkte Erfahrung zu verarbeiten.

Dies ist nun zu meinem Anliegen geworden. Und da ich die Anregung zu Patenschaften in den Aufsätzen von Richard West und auch bei Kerstin wiederfand, meinte ich, sollte ich Euch meine ganz persönliche Geschichte erzählen.

Nun, ich habe eine gute Pension von meinem Mann und eine eigene kleine Rente. Mir geht es also nicht schlecht. Ich habe genug für mich. Und meinen Enkeln, kann ich auch mal dann und wann einen Extrawunsch erfüllen. Die Patenschaften taten mir nicht weh, vielmehr, sie bereiten mir eine große Freude.

Ach, wenn ich doch noch so jung wäre wie ihr. Ich würde da versuchen, etwas auf die Beine zu stellen. Und ich könnte mir vorstellen, vielleicht würdet ihr mir dabei helfen.

Wißt ihr, wir früher in der Nachkriegszeit. Wir hatten nicht , aber wir haben damals zusammengehalten. Sicher auch aus der Not heraus. Aber wir fühlten uns gut dabei wenn wir dem Nachbarn helfen konnten, wenn er in Not war. Und freuten uns riesig über die Mettwurst der Tante vom Lande.

Und ich stelle mir manchmal vor, wenn die Jugend auf der ganzen Welt zusammenhalten würde, dann brauchte die eine Hälfte nicht verhungern und die andere Hälfte würde im Überfluß leben.

Marc sagt das wäre dann "globale Verantwortung". Hört sich schon irgendwie gut an. Nur das genügt den meisten dann auch schon, wenn sie es nur oft genug aussprechen können.

Nun weiß ich, bei jungen Leuten hapert´s mit dem Geld an jeder Ecke. Nur man kann sich ja auch mit einem Freund oder einer Freundin, im Verein, im Büro oder als Gruppe zu einer gemeinsamen Patenschaft zusammentun.
DM 60,00
kann man im Monat schon irgendwie gemeinsam zusammensparen. Und wenn man kein Geld geben will, kann man mit Phantasie auf vielen Ebenen helfen. Denkt nur an den Pee-zee.

Und bei denen die verdienen: Man kann diese Spende voll von der Steuer absetzen und kriegt so 30% bis 50%. vom Finanzamt zurück.. Hat aber für DM 60 geholfen. Ich will euch nun noch die Adresse geben. Es gibt sicher noch andere. Ihr könnt euch ja weiter erkundigen. Auch Richard hat eine Organisation genannt. Fragt bitte auch Richard, doch mal nach der genauen Adresse.

Also meine:

Kindernothilfe e.V.
Info -Service
Düsseldorfer Landstr. 180

47249 Duisburg

Telefon: 0203/7789 -113
Fax: 0203/7789-118
e-Mail: INFO@KINDERNOTHILFE.DE

und im internet: WWW.KINDERNOTHILFE.DE

So bei diesem Absatz hat mir der Marc geholfen. Es ist mir wichtig,
daß ihr mich richtig versteht. Und ich fand das recht lieb von ihm.

Ach, es wäre schon eine große Freude für mich, bei dem Gedanken an unsere Tochter zu wissen, daß ihre traurigen Augen, vielleicht auch euch mal in einer wichtigen Stunde eures Lebens begegnen und ihr daraus das Lächeln und die Fröhlichkeit macht, die wir mit unserer Tochter für viele glückliche Jahre erlebt haben.

Und wenn es jetzt noch nicht geht, vergeßt bitte meine Geschichte nicht ganz. Erinnert euch später daran und vielleicht erfüllt ein kleines Lächeln mehr die Welt. Ich weiß , das es so ist und bitte, daß es durch euch so kommen wird.

Ich möchte mich nun noch mal ganz herzlich bedanken, daß ihr mir bis hier zugehört habt. Ich verabschiede mich ganz herzlich von euch allen. Es war sehr, sehr schön mit euch diese Woche. Ich werde dies bestimmt niemals ganz vergessen.

Vergeßt m i c h , nur erinnert euch, bitte!, gelegentlich an meinen Wunsch

Eure Lotti.

Aber nun kommt (um mit der "Feuerzangenbowle von Spoerl" ) zu sprechen:

Nun kommt das traurige Happy-End:
Charlotte aus Hessen gibt es nicht.
Und darum konnte sie auch keiner Grauen Lotte begegnen. Und Richard war (noch*g*) niemals in einem Seniorenheim in Frankfurt. Marc ist erfunden, obwohl manche Oma sicher so ein Schätzchen um sich hat. Frei erfunden wie ihre PC-Aktivitäten und der Zeitrahmen.
Wahr an dieser Geschichte seid auf jeden Fall: I H R . Ihr, mit eurer augenzwinkernden Skepsis und den vielen freundlichen Gefühlen.
Wahr sind auch die Wünsche, die wir mit uns tragen, die Träume die wir spinnen, und die Sehnsüchte, die uns treiben.
Damit wollen wir uns bescheiden.


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