Dazu!


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Posted by Artemis on October 08, 1998 at 10:52:08:

In Reply to: Wozu ? posted by charly on October 07, 1998 at 20:52:11:

*setzt die Tradition des am Hauptthema-Vorbeischreibens fort*

Ich betrachte eine "Weltregierung der Vernunft" = Selbstverwaltung nach den Maßstäben der Vernunft nicht als negativ. Das bedeutet ja nicht, daß ich die Unvernunft aus dem menschlichen Leben verbannen will. Wenn man Unvernunft als Experimentierfähigkeit und Kreativität ansieht ist dafür durchaus im öffentlichen Raum Platz. Unvernunft als egoistische Durchsetzung der eigenen Interessen sollte aber nichts in einer wie auch immer gearteten Regierung verloren haben, sondern, wenn es sich gar nicht vermeiden läßt, auf den privaten Bereich beschränken.
Einen "Verlust der Daseinsberechtigung beim Erreichen des Paradieses" ist meiner Meinung nach nicht zu befürchten, ich bezweifle, ob ein Idealzustand jemals erreicht werden kann; falls das doch der Fall sein sollte, wird sich dieser Zustand niemals von selbst erhalten, man muß um seine Erhaltung kämpfen...
Deswegen verstehe ich auch nicht, woher du den Optimismus nimmst zu glauben, daß sich die Menschheit irgendwann einmal im Zustand der Erleuchtung befinden wird. Wenn uns die Menscheitsgeschichte etwas gelehrt hat, dann daß, daß die Moral einer Gesellschaft von äußeren Rahmenbedingungen abhängig ist, eine signifikante Bewußtseinsveränderung hat niemals stattgefunden. Deine Erklärung, daß der objektive Gang der Geschichte zwangsläufig aus "dunkler Vergangenheit(Materie)" zur "Erleuchtung(Geist)" führen muß, und daß Arbeitslosigkeit deswegen einen positiv oder negativ zu bewertenden Abschnitt auf diesem Weg darstellt, klingt mir zu fatalistisch. Jeder Mensch ist größtenteils für sein Schicksal selbst verantwortlich und kann es auch dementsprechend ändern; Arbeitslosigkeit als einen Zustand zu betrachten, den man allein aufgrund seiner Existenz hinnehmen muß, halte ich für einen Zynismus.
These(Osten) und Antithese(Westen) führen zur Synthese(Norden); eine zu starke Reduzierung im Weltbild auf zugrunde liegende Prinzipien verursacht einen starken Verlust spezieller Charakteristika, es läßt sich nicht alles in ein dualistisches Weltbild einordnen...
Wenn ich davon gesprochen habe, daß u.a. Selbstwertgefühl aus der Beschäftigung mit Hobby, Ehrenamt oder Weiterbildung gewonnen werden soll, so habe ich diese Möglichkeiten nicht in eine Leistungskategorie eingeordnet, sondern als kreativen Selbstausdruck betrachtet - das liegt vermutlich gar nicht so weit entfernt von deiner "Selbsterfahrung".

Das Gras, von dem du gesprochen hast, existiert nicht zwischen Licht und Schatten, sondern unterwandert in revolutionärer Absicht die Basis unserer Gesellschaft, es ist omnipräsent und ziemlich resistent - da bin ich mir ganz sicher :-)

"Kuß und Schluß(?)", Artemis


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