Re: Wie das Essen


[ Zum aktuellen Board ] [ Archiv III ]
Posted by Ignaz on March 11, 1999 at 23:57:38:

In Reply to: Wie das Essen posted by Richard West on March 11, 1999 at 23:18:14:

Hm, das ist ein interessanter Vergleich. Wäre der Zusammenhang uneingeschränkt gegeben, wäre damit meine Ansicht als Blödsinn entlarvt. Ich denke aber, das es zwischen dem Primärbedürfnis Sexualität und dem Primärbedürfnis Nahrung durchaus Unterschiede gibt:

Ohne Essen stirbt man, ohne Sex nicht. Kann ein Hungriger nur wenig und schlechtes essen, wird er eine gute Speise noch mehr zu schätzen wissen, wer aber dauernd seinen Trieb ohne Liebe abreagiert, bei dem könnte sich eher eine Art Beziehungsunfähigkeit einstellen, weil er ja dauernd nur den trieborientierten Aspekt in den Vordergrund stellt. Essen ist eine Ware, Menschen nicht. Das alles sind Widersprüche, die ich gegen den Vergleich anbringen könnte. Meiner Ansicht nach am zentralsten ist aber, das das GUTE am essen in Deinem Beispiel nur über äußerliche, konsumorientierte Faktoren dargestellt wird. Das Essen aber, das ein Hungriger in Afrika essen kann, bringt diesem subjektiv unendlich viel mehr nutzen. Er wird auch viel dankbarer sein, dieses Essen erlangt zu haben, da es bei ihm eine existentielle Notwendigkeit zu befriedigen dient und kein Luxus mehr ist. Das Essen gewinnt seinen Wert eben nicht an der Umgebung, der Verfeinerung etc. - nichts ist wertvoll dadurch, das es teuer zu kaufen ist. Der Wert wird von der Dankbarkeit bestimmt, den man der keineswegs selbstverständlichen Tatsache, etwas zu essen zu haben, entgegenbringt. Es ist also möglich, von LIEBE bestimmt zu essen. Dann ist es gut, andernfalls nur nützlich, aber eben nicht GUT. Und das passt wiederum zur Sexualität, die ja meiner Ansicht nach nur durch Liebe GUT wird, obwohl es sicher auch ohne Spaß machen kann.


Follow Ups:


[ Follow Ups ] [ Archiv III ]