Wollt ihr den totalen Generationenkonflikt?


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Posted by willi on March 16, 1999 at 09:46:30:

In Reply to: Wollt ihr den totalen Generationenkonflikt? posted by charly on March 14, 1999 at 12:04:17:

Ich habe erst einmal diesen tollen und umfangreichen Beitrag auf mich wirken lassen müssen, und bin zu folgenden theoretischen Überlegungen gekommen.
Jeder ist daran interessiert innerhfalb seiner Gesellschaft (oder Gemeinschaft) akzeptiert zu werden. Es stellt sich nur die Frage wer die Vorgaben macht.
In meinem Umfeld bemerke ich, daß sich viele Leute nicht trauen bestimmte harmlose Dinge von sich zu erzählen. So haben Frauen Probleme damit zu sagen, daß sie gerne und gut kochen, weil sie nicht als Hausfrau gelten wollen. Oder kaum jemand gibt öjjentlich gerne zu daß er noch zu Hause mit seinen Eltern zusammen wohnt. Sofort wird das Schlagwort 'Hotel Mama' fallen. Es scheint also von der Mehrheit der Gesellschaft abgelehnt zu werden. Aber warum???
Ist eine Frau die sich um das zu Hause kümmert weniger wert? (Wenn ein Mann freiwillig zu Hause bleibt ist die Umgebung noch viel unerbittlicher)
Viele Frauen haben mir gesagt, daß es ihnen zu Hause mit den Kindern einfach zu langweilig ist, und kaum neue soziale Kontakte entstehen. Sie haben deshalb wieder angefangen zu arbeiten, was aber den Kindern überhaupt nicht gut getan hat. (zum Teil hat die Selbstverwirklichung zur psychischen Behandlung der Kinder geführt)
Ich denke, daß der gesellschaftliche Status derer die sich um Ihre Familie kümmern wesentlich aufgewertet sein sollte im Vergleich zur heutigen Situation. Dann würden die Familien auch wesentlich mehr soziale Kontakte haben.
Eine meiner Thesen lautet: Die Umgebung prägt den Menschen. Auch die Werbung gehört zu einem wesentlichen Teil zu dieser Umgebung. Verfolgen wir also einmal das Frauenbild in der Werbung. Die ideale Frau ist jung, selbstständig, schön, groß und lebt im Luxus. Der Mann ist jung, selbstständig, schön, groß und lebt im Luxus. Diese Ideale sind die idealen Käuferschichten für die beworbenen Produkte. Wenn man diesen Idealen nachstrebt, fallen ältere Menschen aus dem Raster heraus, wie auch solche mit Familien und Personen, die nicht modisch gekleidet sind.
Was für diese Theorie der Übernahme von Werbebotschaften spricht ist die Tatsache, daß schon 11-15 jährige Probleme in der Schule bekommen wenn sie keine Markenjeans tragen. Logische Gründe für derartiges Verhalten finde ich nicht.
Ein zweiter Faktor ist für mich die Freizeitindustrie, die den Kindern und Jugendlichen ein umfangreiches Angebot unterbreitet. Dadurch verbringt man automatisch seine gesamte Zeit mit gleichaltrigen und verliert somit den Kontakt mit anderen Gruppierungen innerhalb der Gesellschaft. Es ist noch nicht lange her, daß Dorffeste die Höhepunkte des sozialen Lebens waren. Durch sie lernte man die Nachbarn kennen und hatte automatisch Kontakte zu allen Altersstufen. Die zunehmende Mobilität führte allerdings dazu daß der Status der kleinen Feste bei denen man sich noch kennenlernen konnte abnahm.
Außerdem hat das Überangebot an Freizeitgestaltungen anscheinend dazu geführt, daß die Kreativität der Jugendlichen sich darauf beschränkt, Angebote und Preise zu vergleichen. Für mich ist es immer wieder erschreckend wie wenige Jugendliche mit sich selbst etwas anfangen können oder einfach selbstständig etwas organisieren können.

Veränderungen in diesen Punkten zu erreichen ist sehr schwer, da man sich um solche Verbesserungen nur in seiner knappen Freizeit kümmern kann, während Werbung und Freizeitindustrie sich professionell mit ihren Anliegen beschäftigen. Man kann eigentlich nur versuchen gleichgesinnte zu finden und in seiner näheren Umgebung so zu leben wie man es für richtig hält. Und wenn man Glück hat steckt das gute Beispiel an. Mehr Zeit für Kinder und dafür ein altes Auto. Mehr private Feiern statt Diskotheken. Auch mal sehen wo in der näheren Umgebung geholfen werden kann anstatt immer nur per Schekbuch helfen. Zeigt euren Kindern, daß man auch ohne Luxus schön und zufrieden leben kann.


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