In Reply to: 'n büschen schlapp war das ja .... posted by Richard West on April 06, 1999 at 17:31:19:
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Das ist jetzt aber auch ein bißchen schlapp von Dir, Richhi!
> Unter VIELEN anderen Dingen hast Du nicht berücksichtigt, daß Sprache und kulturelles Umfeld konditionieren, ein Zusammenhaltsgefühl schaffen, weil Vertrautheit vorherrscht usw. usw. usw.
Die Sprache Deutsch verbindet mich auch mit jedem Österreicher.
Es gibt Leute in Deutschland, die Englisch offensichtlich besser (cooler) finden als Deutsch.
Das kulturelle Umfeld eines Deutschen kann mir fremder sein, als das von Gügül Türkülüt aus der Türkei.
Es gibt viele Dinge, die mich mit anderen Deutschen verbinden. Ebenso gibt es viele Dinge, die uns trennen oder mich eher mit anderen Menschen verbinden. Es kommt nur darauf an, welche Dinge mir im Moment der Entscheidung wichtiger sind, wenn es darum geht, mit wem ich ein Gruppenbewußtsein entwickel.
Aber gut, das ist Dir wahrscheinlich wieder zu allgemeinhehalten. Du hattest ja konkrete Fragen gestellt:
> Laßt mich ein paar Fragen anschließen: Brauchen wir überhaupt irgendeine Art von Nationalismus?
Nur wenn es darum geht, etwas zu verteidigen, daß uns ALLE (die Nation) verbindet. Die deutsche Staatsangehörigkeit (besser: die deutschen Gesetze) ist das einzige, was uns ALLE verbindet. Das ist zu wenig, finde ich.
> Gibt es einen Unterschied zwischen Nationalismus und Patriotismus ... und welcher wäre das?
Den Begriff "Patriotismus" müßte ich erst mal im Wörterbuch nachschlagen. Vermutlich ist die Verwendung des Begriffs "Patriotismus" nur der Versuch, Nationalismus positiv darzustellen, während "Nationalismus" als Begriff negativ behaftet ist.
> Reicht NationalBEWUßTSEIN nicht auch aus? Hilft das, um mehr Gemeinschaft zu schaffen?
Ich sehe keinen Unterschied zwischen Nationalbewußtsein und Nationalismus. Was für eine Gemeinschaft meinst Du?
> Warum schaffen es die Deutschen nicht, selbst nach 50 Jahren mit dem "mea culpa" aufzuhören?
(Was bedeutet der Begriff "mea culpa"? Sowas wie "Selbstkritik"?) Was wäre denn, wenn es sich nicht um 50 Jahre handeln würde, sondern nur um 5 Jahre? Würdest Du die Frage dann auch stellen?
> Was ginge verloren, wenn sich alle Völker nur als Teil einer Gemeinschaft begreifen, ohne "Stolz" auf irgendwas?
Verloren ginge ein Stück Willkür. Aber eine große Gemeinschaft wird es nie geben, weil die Menschen insgesamt viel zu verschieden sind.
Und ich weiß nicht, was an Stolz verkehrt sein soll. Mit Stolz erhebe ich mich nicht über andere, sondern über mich selbst. Denn ich freue mich, eine Grenze überschritten zu haben, die ich als schwer überwindbar ansehe.
Ich finde meinen Schreibstil bei solchen Themen eher kühl als schlapp. (Stichwort "Text-Mathematik", aber das ist ein anderes Thema.)
/OK