Die innere Stimme


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Posted by charly on January 28, 1999 at 18:40:19:

Das folgende hat sich vor knapp einem Jahr zugetragen. Ist also nicht mehr ganz "taufrisch", wie Dein neues board, BIGGY. Wünsche Dir hier viele interessante postings und damit sich das langsam steigern kann fange ich mit einem etwas schwächeren an. (aus meinem mailkorb`98) Genehmigt? o.k.

Also denn.....

" Heute ist Samstag. So ein richtiger norddeutscher Bilderbuch-Samstag. Nachdem der Regen vormittags etwas nachließ, mischten sich dann gegen Mittag einige Schneeflocken darunter. Nachbars Haus verschwimmt im milchgrauen Nebel. Nach Mittag ist der Konflikt da: zwischen die Beleuchtung anschalten, oder noch mal ins Bett, vor den PC, TV ....?

Wir beide haben uns dann - in vager Erinnerung der Neujahrsvorsätze (weniger Speckrollen - mehr Bewegung) - zum Waldspaziergang entschieden. Ich brauchte nicht mal, wie üblich, erst lang dazu überredet werden. Später stellte ich dann fest: das mit der inneren Stimme funktioniert immer nur bei den anderen. Ich hab´ mittags jedenfalls nichts dergleichen vernommen.

Unser 405 m hohes Gebirge war auch nach 30 Autominuten erreicht. Auf der Paßstraße weißte die Umgebung zunehmend ein. Im Deister ging´s zu Fuß weiter bergauf. Ein Wintermärchen mit verschneiten Tannen und Wegen. Und auch jetzt meldete sie sich nicht: diese angeblich feine warnende innere Stimme..... Kurz vor dem Wendepunkt passierte es dann. Meine Holde blieb wie angewurzelt stehen. Der Typ am Wegesrand muß ihr mitten ins Herz gefahren sein. Ich hatte den Blitz nicht gesehen, auch keinen Donner wahrgenommen. Nur daß etwas passiert war, vor dem ich machtlos war, wurde mir augenblicklich klar.

Sie wollte ihn haben, ohne wenn und aber, sie wollt ihn und nur ihn! Eifersucht verursacht bei mir immer diesen roten Nebel, Nebel mit vielen blinkenden Rote-Ampel-Punkten. Total geblendet und verwirrt lief dann der Rest für mich wie der schlimmste Alptraum ab. Meine Holde ging auf ihn zu und nahm ihn in die Arme. Wir drehten um. Er kam mit! Die uns bisher entgegen kamen, hatten uns mit dem Spaziergänger-üblichen kurz-Anschau-dann-aber-in-unbestimmte-Fernen-Abschweifblick bedacht.

Von nun an war alles anders. Man grüßte, blieb stehen, freundliche Worte gingen hin und her, bis dahin noch maulende Kinder strahlten. Nur der rote-Ampel-Nebel wollte und wollte sich bei mir nicht lichten. Die beiden neben mir. War das noch m e i n e Angebetete? Nun mit diesem fremden fröhlichen Mann, plötzlich Mittelpunkt der allgemeinen Spaziergängerfreude.

Naja, am Auto angekommen mußte die Entscheidung fallen. Er oder ich! Sie wollte BEIDE. Er kam also mit. War es die Autofahrt und die mehrfach grünen Ampeln? Nach und nach lichtete sich dann doch der rote Schleier und die tanzenden roten Punkte verloren sich zunehmend im Januar-Grau.

Nun steht er bei uns im grünen Vorgarten. 55 cm groß - unser Schneemann. Blickfang für die Vorübergehenden und immer noch der ganze Stolz meiner Holden, die es nun auch wieder für mich ist.

Klar wurden mir danach nun auch die Bemerkungen einiger Waldgänger. Ein Kind: "Kuck mal, die Frau hat Schnee im Arm". Eine Frau: "Ins Wohnzimmer dürfen Sie den aber nicht mitnehmen." Ein älterer Verschmitzter: "Nehm´sen doch mit ins Bett, da taut der gewöhnlich erst richtig auf".

Also die anfänglichen Befürchtungen mit der innere Stimme..... Ich glaube, ich hab da doch noch Chancen, sie später einmal zu hören. Diesmal gab´s für sie nun auch wahrhaftig keinen Grund etwas Besonderes zu melden.

(.....hat mir damals beim Schreiben einen Riesenspaß gemacht - vielleicht ist etwas davon rüber gekommen ????)

..oder wie wär´s mal wieder mit einer eigenen kleinen Kurzgeschichte ....z.b SUSI.......??

charly


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