Gut und Böse


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Posted by Manuel on June 04, 1999 at 10:16:41:

Ich mache ein extra - Thema auf, weil sich die Diskussion angedeutet hat und es verdient, einen eigenen Strang zu bekommen.

Also: Sind wir uns einig, daß alles Böse, das von Menschen ausgeht, auch durch Menschen in die Welt kommt? Klingt doch sehr logisch? Also wäre es vermeidbar. Das Böse aber, was sich durch Naturgesetze äußert, kann Gottes Wesen nicht entsprechen, denn er ist ja gut. Du mußt wissen, was die Vorstellung der Christen vom Teufel ist: Wenn Du Dir Gott als intelligente Kraft vorstellst, dann hat sie sich gespalten in viele Kräfte, die metaphorisch als Erzengel bezeichnet werden. Diese waren nur ein Teil von Gott und daher nicht perfekt. Sie hatten ebenfalls Freiheit und Wille, und eine dieser Kräfte entschied sich gegen das Urprinzip und verdrehte es. Dadurch kam das Böse in die Welt. Damit dies einleuchtend ist, mußt Du Dir darüber klar werden, daß das Gute perfekt ist, das Böse jedoch nur Stückwerk, denn das Gute braucht nicht das Böse, das Böse aber kann nur gedeihen, wo Gutes ist, daß es angreifen kann. Etwas Böses ist niemals gedanklich eigenständig. Das heißt aber, daß das Gute zuerst da gewesen sein muß. Ein Körper kann ohne Parasit existieren und gesund leben. Der Parasit darin aber kann niemals ohne den Wirt existieren.

So ist alles, was uns in Fesseln legt, das Böse an sich, ich nenne es den Teufel. Oft legen z.B. unser Stolz oder unsere Angst uns in Fesseln. Letztlich ist der Zwang das Böse. Diese Ansicht führt mich zu der Bewertung, daß in jedem Zwang ein Entferntsein von Gott zum Ausdruck kommt. Gott ist die Freiheit, die Du erlangst, wenn Du die Ganzheit Deiner Persönlichkeit zum Ausdruck bringst. Letztlich ist Gott daher in der Liebe anwesend. Alles von Liebe bestimmte ist als immer gut, ewig und in jeder Zeit. Was Zwängen dient ( Haß ist ein Zwangszustand, keine frei empfundene Emotion ) ist genauso ewig böse.

Daran kann man übrigens wahre Christen von Fanatikern und Pharisäern unterscheiden: Als Christ lebe ich nach vielen Werten, die in der heutigen Zeit lächerlich erscheinen mögen. Aber ich tue es gerne und freiwillig, weil ich dabei glücklich werde. Wo aber "Christen" Menschen zwingen, nach Werten zu leben, die diese noch nicht nachvollziehen können, dienen sie dem Teufel, nicht Gott.

Sicherlich mögen die Handlungsanweisungen, die man in verschiedenen Epochen und Kulturen daraus zieht, stark differieren. Ein "Grundkonsens" sollte aber da sein, und wo er verletzt wird, maße ich mir an, die Gesellschaft zu kritisieren. Z.B. ist Sklaverei immer schlecht. Damit spreche ich nicht der ganzen antiken Kultur ihre positiven Seiten ab, ihre verurteile nur einen bestimmten systemimmanenten Bestandteil.

Grüße Manuel


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