Groteske


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Posted by RoteHexe on March 09, 1998 at 04:01:35:


Man lernt sich kennen im Chat, Gemeinsamkeiten werden gefordert und
gefördert. Die Faszination steckt an, die Neugierde wächst. Man will
endlich sehen.

Man sieht. Und ist noch viel mehr fasziniert. Die Faszination wird real
ausgelebt und manifestiert sich in einer schillernden Komplizenschaft.
Dies alles im bewährten Rahmen eines Chattertreffens, wie sollte es auch
anders sein.

Man geht wieder auseinander mit dem Wunsch, hin und wieder diese neue
Form der Zusammengehörigkeit zu spüren und zu pflegen. Mails, Telefon
und Chat sind die Fäden, die dieser Zweisamkeit die Chance geben, sie
latent am Flackern halten.

Wieder mal is ein Treffen in Sicht, alles rüstet im Chat zu dieser
Begegnung. Sie wird gebeten, ein gutes Hotel zu buchen und freut sich,
zurecht. Hat er doch wieder Großartiges im horizontalen Bereich in
Aussicht gestellt. Er reist an mit seinem Killerhund am Beifahrersitz
und erwartet, daß dieser das Hotelzimmer mitbenützen wird.

Ihre Weigerung wird als Zumutung empfunden, zur Bestrafung gibts ein
Besäufnis auf seiner Seite und in weiterer Folge das Angebot, sich als
desinteressierte Sex-Machine zur Verfügung zu stellen, um der Form
genüge zu tun.

Das will sie nicht.

Am nächsten Tag verläßt er das Hotel und wirft sich wieder ins
Chatter-Getümmel. Hat er doch bereits längst schon für den nächsten
Abend - sozusagen parallel - ein halbes Doppelzimmer mit einer anderen
gebucht, wo er aber trotzdem nicht auftritt.

Er ist bei einer Dritten hängengeblieben, ganz spontan. Und teilt mit
dieser die Nacht, irgendwo.

SIE kommt abends ins Hotel und kann nur mehr seine Klamotten einsammeln.
Beste Qualität, versteht sich. Aber irgendwo doch mehr als fehl am
Platz.

Sie verbringt eine Nacht, in der sie sich nicht auskennt. Die Welt nicht
mehr versteht.

Das Hotel kassiert von ihr am nächsten Tag DM 450,--, zusätzlich noch DM
30,-- für das Parken seines Autos und DM 20,-- für ein Telefongespräch,
das er in ihrem fassungslosen Beisein mit einer
anschlußtrefferverdächtigen Frau geführt hat.

Perfidie kennt keine Landesgrenzen...


Liebe Grüße
RoteHexe


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