In Reply to: Nur zu! posted by charly on October 08, 1998 at 20:46:54:
Eine evolution hat, solange es sich nicht um die biologische evolution handelt, meistens ein ziel; darin gebe ich dir recht. aber die frage ist doch, ob es überhaupt eine bewußtseinsentwicklung im sinne einer positiven veränderung in der menschheitsgeschichte gegeben hat. bei rasanter technikentwicklung haben sich der mensch und seine fähigkeit verantweortungsbewußt mit seiner macht umzugehen, nicht geändert: vom neanderthaler zum römischen bürger, der aus vergnügungssucht zirkusspiele betrachtet, bei denen personen zu tode gefoltert werden, zu einer mittelalterlichen gesellschaft, die frauen auf dem scheiterhaufen verbrennt, zu auschwitz, zu völkermord in ruanda, zu bürgern, die applaudieren, wenn nebenan ein ausländerwohnheim brennt, sehe ich keinen bewußtseinserweiternden fortschritt. fakt ist doch, daß menschen unabhängig von kulturkreis oder jahrhundert zu allem fähig sind, wenn es sich darum handelt, gegen gesellschaftliche außenseiter vorzugehen... denn diese außenseiter sind keine personen, mit denen man sich identifizieren könnte, sie sind also keine menschen, deswegen benötigen sie auch kein mitleid...
"...der für seinen Lebensunterhalt sorgt, ohne Reichtümer auf Kosten anderer anzuhäufen. Nur auf welcher Rangstufe würde der Gute in unserer heutigen "Leistungs"gesellschaft" stehen?"
ich habe mich in meiner argumentation auf eine gesellschaft bezogen, in der arbeit und besitz eben nicht den sinn und zweck allen handelns bedeuten, dein einwand ist also irrelevant. wie sich eine von dir beschriebene person in der jetztzeit verhalten will, hängt davon ab, wie sie die prioritäten setzt.
mit meiner gleichung: osten + westen = norden wollte ich zeigen, daß du dringende probleme, wie zb. den nord-süd-konflikt nicht beachtest und daß radikale bestrebungen, von welcher seite auch immer, nicht auf den langsamen weg der bewußtseinserweiterung warten werden. meiner meinung nach hat ein strukturwandel vorrang vor einer veränderung des bewußtseins. außerdem sehe ich den von dir beschriebenen weg zum neuen menschen nicht als besonders erstrebenswert an, soweit ich es abschätzen kann führt eine synthese zwischen westen(gleichgültigkeit gegenüber anderen) und osten(gleichgültigkeit gegenüber sich selbst und anderen) zum absoluten stillstand. aber ich weiß zu wenig über östliche philosophien um das besser beurteilen zu können.
"Sicher eine REVOLUTION m u s s stattfinden! Nur sie sollte nicht mit den Mitteln geführt werden, in deren Geist danach keiner leben will. Also weder die Gewalt der Straße, noch die Gehirnwäsche"
wenn es um eine revolution geht, müssen natürlich ziel und angewandte mittel übereinstimmen. manchmal ist "gewalt" der straße als geringeres übel notwendig; ich habe nichts gegen eingeworfene fensterscheiben, wenn sie verhindern, daß irgendwo ein konzern in einem drittweltstaat die umwelt zerstört, die bewohner ihrer lebensgrundlage beraubt und in zusammenarbeit mit einem diktatorischen regime für menschenrechtsverletzungen verantwortlich ist... aber hatten wir die gewaltdiskussion nicht schon einmal?
"kuß und schluß" war ein erkennungszeichen und deswegen auch nicht wörtlich gemeint, ich habe dich anscheinend verwechselt; aber wenn du schon meinen nickname aus chatcity kennst, ist es nur gerecht, daß du dich auch outest.
artemis