In Reply to: noch mehr sprüche posted by Artemis on October 19, 1998 at 23:55:27:
ARTEMIS,
es gibt da auch für mich, noch etwas aufzuarbeiten. Wenn ich vorher von Nachdenklichkeit sprach, meinte ich dies nicht als leere Phrase.
Ich erkenne an, daß bei Durchsetzung Deiner Idee Radikalität im Denken unausweichlich und wohl auch nötig ist. Weiterer Hintergrund, allerdings auch die Befürchtung , daß dies sich dann auch im Handeln wiederfindet.
Nun, meine daraus folgernde Behauptungen und die damit verbundene Unterstellung, daß dies zu ( das Alte schlag tot....)führt, oder nur als theoretische Erwägung zutrifft (sprücheklopfen) " klingt halt gut ", möchte ich nun auf Dich bezogen hier zurücknehmen.
RICHARD hat mich zurecht darauf hingewiesen, wer selbst als Handelnder engagiert auftritt - egal auf welcher Ebene - sollte nicht in dieser Eigenschaft polemisierend falsch beurteilt werden. Dies war nun auch nicht so gemeint, wie´s vielleicht geklungen hat.
Nur nach meinen Verständnis befindet sich der Anarchismus fast im äußersten linken Spektrum der politischen und ideologischen Denkungsart. Und eine Frage, die ich aus Unkenntnis nicht beantworten kann: wie tief ist dann noch der Graben zum Terrorismus?
Unser "Lieblingsmißverständnis", wie Du es bezeichnest, beruht auf der vielleicht Vorurteil behafteten Annahme, daß sich eine radikale einseitige Denkungsart auch nur radikal, sprich: gewaltbereit durchsetzen läßt. Hier mag ich mich nun - wie gesagt aus eigener Unkenntnis heraus - grundlegend irren.
Trotzdem:
Ich meine der Weg in die Zukunft kann nur - wenn er dauerhaft und nicht im Abgrund enden soll - nur über die "radikale" Mitte führen. Aus Deiner Sicht ein Widerspruch in sich, weil die Mitte nach heutigem Verständnis das Kohl/Schröder/Fischer Gemenge ist.
Ich meine die r a d i k a l e Mitte.
Ein Versuch, dies an einem Beispiel verständlich zu machen:
Nun ist zwar die östliche Religionsgeschichte nicht gerade Dein Ding, wie Du selbst sagst. Ich nehme trotzdem mal den Buddha. Von Geburt Kapitalist, Königssohn lebte anfangs in Saus und Braus. Erkennt, daß das Schicksal des Menschen Leiden ist. Nun sucht er seinen Weg das Leiden zu überwinden. Dabei geht er erst den Weg der radikalen Askese. Erkennt dann aber, das ihn dies zum eigenen Sterben, aber nicht zur Erkenntnis führen wird.
Er geht dann den Weg der Mitte und kommt zur Erleuchtung. Der Weg der Mitte vereint Körper und Geist. Allerdings radikal. Denn dieser Weg verlangt von ihm und denen, die ihn später folgen die Abkehr von allem Bisherigen. Sein meditativer Weg der Erkenntnis fordert den ganzen Menschen und nicht halbe oder viertel oder 10% Typen.
Hier ARTEMIS könnten wir uns in der Diskussion treffen. Deinen Ansichten, denen Du folgst, folgst Du mit vollem Engagement. Es ist Dein Weg in die Neue Zeit. Du gehrst in mit aller Konsequenz. Vor dieser Haltung habe ich Achtung und Respekt.
Vor dem anarchistischem Weg und den sich daraus ergebenden Konsequenzen, habe ich erhebliche Vorbehalte. Du darfst mir dabei einfach mal abnehmen, daß ich auch bereit bin quer zu denken. Trotzdem!!
Abschließend:
Der Weg in eine neue Zeit muß den GANZEN Menschen einschließen. Konsequent , meinethalben auch radikal. Er kann dann aber nur durch die Mitte gehen. Der geschichtliche Christus(nicht das heutige Jesulein oder das Feigenblatt für brutale Machtausübung und Verdummung), war ein Revolutionär. Nur sein Weg führte durch die Mitte des Menschen, genau wie Buddha und anderen die das Bewußtsein der Menschen in der Vergangenheit entscheidend veränderten.
Radikal durch die Mitte des Menschseins. Die Kraft des Atoms liegt in der Mitte im Kern und nicht an den Rändern. Das Rad bezieht seine Effektivität aus der Nabe. Die Seele des Menschen wird bestimmt von Ratio und Emotion. Und der menschliche Weg in die Zukunft kann auch nur hierüber führen. Radikal und trotzdem human.
RICHARD , Dein posting hängt noch nach, bedanke wirklich mich sehr dafür.
ARTEMIS, Deinem Schlußsatz :
"....ES KANN KEINE GEWALTFREIE GESELLSCHAFT MIT GEWALTTÄTIGEN METHODEN ANGESTREBT WERDEN."
dem habe ich nun wirklich überhaupt nichts mehr hinzuzufügen.
>>>>charly