Einspruch!


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Posted by Artemis on October 16, 1998 at 11:42:20:

In Reply to: Ohnmacht? posted by charly on October 15, 1998 at 22:14:36:

Um einmal mit einem charly-Zitat anzufangen: "Ich bin sicher, es regt sich im Stillen mehr als wir heute vermuten. Ich bin sicher, dies wird sich Bahn brechen". Diese Vorstellung wäre zu schön. Läßt sie sich aber durch Evolution(Verbesserung des Status quo) erzielen? Gegen Engagement in nächster Umgebung oder in einer wohltätigen Organisation ist an und für sich nichts einzuwenden- wenn sie mit einer Zerschlagung autoritärer Strukturen und der Abkehr vom Kapitalismus einhergeht. Reformen stoßen schnell an ihre Grenzen, Verbesserungen sind kurzfristig und instabil, solange noch systemimmanente Probleme als lästige Begleiterscheinungen verstanden werden. Wer konsequent etwas verändern will, muß Mißstände und deren primäre Ursachen in ihrem Gesamtzusammenhang überblicken und auch dementsprechend handeln. Der evolutionäre Ansatz ist auf längere Sicht im besten Fall wirkungslos, im schlimmsten Fall systemstabilisierend, denn er verhindert durch geringfügige Verbesserungen, daß das System an seinen eigenen Widersprüchen zugrunde geht. Ohne einen Zusammenbruch ist aber keine grundlegende Änderung der Rahmenbedingungen und damit auch kein wirklicher Fortschritt möglich. Du willst durch langsame Veränderung eine Weltpolizei schaffen, die sofort einsatzfähig ist. Ein Widerspruch in sich, denn du strebst mit evolutionärer Methode ein revolutionäres Ziel an. In der bestehenden Weltordnung, kann es keine transnationale, unabhängige und durchsetzungsfähige Polizeieinheit geben, das läuft allen nationalstaatlichen Interessen zuwider. Also doch Revolution(Veränderung der Rahmenbedingungen; zur Methode: siehe frühere Postings; kein unreflektierter Gewalteinsatz) statt Evolution? Und noch ein charly-Zitat:"Nicht zerschlagen, sondern etwas schaffen"...wo willst du etwas schaffen, wenn kein Platz für Neues da ist? Die Abschaffung des Alten muß dem Neuen vorangehen, bestenfalls kann beides gleichzeitig stattfinden. Ein diffuses Unbehagen an der Welt genügt nicht, konsequent wäre es, vom Protest zum Widerstand überzugehen. Das allerletzte Zitat:"Protest ist, wenn ich sage, daß etwas mir nicht paßt; Widerstand, wenn ich dafür sorge, daß es nicht mehr passiert"(diesmal nicht von charly, sondern frei nach Ulrike Meinhof). Artemis


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